Sri Lanka; Kandy

Meine Finger drücken den Reis zu kleinen Bällchen, geben etwas von der scharfen Curry am Tellerrand hinzu und mengen von der delikaten Kokosnuss-Gemüsepaste bei. Genüsslich schiebe ich das würzige Essen in Mund, gefolgt von mehreren Augenpaaren. Jal’s Mutter sagt etwas auf singhalesisch und deutet auf mich. „Sie will wissen, ob das Essen zu scharf ist. Soll sie weniger Chilli verwenden?“ übersetzt mir der 35jährige, der in Dubai wohnt und zurzeit bei seinen Eltern auf Besuch weilt. Mein Mund brennt, aber hinter der Schärfe folgt ein vollmundiger Geschmack nach etlichen Gewürzen dieser Insel. Ich beruhige die Mutter und lobe ihr vorzügliches Essen. Erstaunlich was sie in der simplen Küche auf dem Holzfeuer zustande bringt.
Jal und ich verlassen das Haus durchqueren den Garten mit Gemüsebeeten, Papaya-Bäumen, Kokospalmen, Avocados und sogar einzelne Ananas, kommen an den familieneigenen Teeplantagen vorbei und überqueren brachliegende Reisfelder. Reis anzubauen und zu ernten wäre aufwendiger und kostenintensiver als der indische Billigreis vom Markt, erklärt mir der Bauernsohn.
Im Dorf nehmen wir uns ein „Tuktuk“, ein dreirädriges, knatterndes Zweitakt-Vehikel, das hierzulande als Taxi genutzt wird. Damit klappern wir mehrere Tempel der Gegend ab, besuchen eine Teefabrik und landen über Umwege in Kandy. Jal als Einheimischer, darf überall gratis rein, während die Touristen, für hiesige Verhältnisse tief in die Tasche greifen muss. Immerhin hilft mir die srilankische Begleitung, dass ich in den Restaurants nicht allzu sehr abgezockt werde. Bei der abendlichen Vorführung des „Kandyan Dance“ und Feuershow bin ich dann wieder ganz der Tourist.
Ganz anders verhält es sich am nächsten Tag im kleinen Dorf von Jal. Seine Mutter ist nicht nur eine fabelhafte Köchin, sondern auch die Mathe-Lehrerin in der örtlichen Schule. Ihre Einladung, einen Blick ins Klassenzimmer zu werfen, nehme ich gerne an. Am Eingang der ehemals christliche Missionsschule steht ein Buddha-Schrein mit Weihrauch und kleinen Opfergaben. In zwei Gebäuden sind insgesamt vier Klassen zu ca. 25 Schüler untergebracht. In Nebenräumen befinden sich Lehrerzimmer, Bibliothek, sowie ein Sitzungszimmer, das auch für den Chemieunterricht und –Experimente benutzt wird. Bemerkenswert ist wie die Kinder konzentriert der Lehrerin lauschen, obwohl die Klassen nur von dünnen, halbhohen Wänden abgegrenzt werden.
Die Regierung bietet den Kindern nicht nur eine kostenlose, obligatorische Schulbildung an, sondern bietet auch die Schulbücher, Schuluniform und ein Frühstück, bestehen aus Reis und Curry, gratis an. Die Frühstückspause nutzen die Lehrer mich bei Tee und Gebäck über die Unterschiede und Besonderheiten der europäischen Schulen zu befragen und mir ihre Chemie-Utensilien und Bibliothek zu zeigen. Mit einem Ständchen der Schüler werde ich verabschiedet.

 

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