OST-EUROPA-MOTORRADTOUR #9: Der Wein von Süd-Mähren

Für einmal ausserhalb der Stadt übernachten. In einer ruhigen, ländlichen Gegend schlafen. Mein Zelt im Grünen aufbauen und der Natur lauschen. Und wo wäre so ein Vorhaben besser als in einem Weinanbaugebiet? In Süd-Mähren, unweit von Brno, liegt das älteste Weinanbaugebiet von Tschechien. Ein Campingplatz ist schnell gefunden und bereits die Hinfahrt versprach Gutes: Weinreben entlang des Weges. Ein See gleich beim Camping rundete die Sache idyllisch ab.

Beim Schlendern durch das stille Dorf liebäugelte ich mit einem Ruhetag in dieser Idylle. vor einer kleinen Bar sassen Männer im mittleren Alter und darüber. Jeder ein Bier oder Weinglas vor sich. Sie musterten die wenigen Spaziergänger, die vorüber gingen. Ich trat in die Bar, fragte nach hiesigem Wein. Der junge Barkeeper schenkte mir ein Glas Weisswein ein. Süss und süffig. Mit dem Wein kamen Geschichten aus dem jungen Leben des Barkeepers. Wenn das Leben zu süss ist, kann es zu Kopf steigen, sinnierten wir. So wie der süsse Wein mir zu Kopf steigt. Ich trete in die frische Luft raus. Müde von der fahrt und vom Wein lege ich mich ins Zelt. Draussen trinken sie weiter, hören laut Musik, feiern das Leben und den Wein. Der nächste Camping vielleicht doch nicht mehr in einem Weinanbaugebiet, denke ich als ich den Schlaf suche.

OST-EUROPA-MOTORRADTOUR #8: Brno’s Unterwelt

Brno ist besuchenswert, sagten sie. Und sie hatten recht. Vom Schlosshügel sieht man über die Stadt, orientiert sich an den Kirchtürmen und an den Plätzen der Stadt. Doch gewisse Dinge liegen in Brno verborgen. Tief unter der Oberfläche. Es gibt unter den Kirchen Grüften mit gestapelten Gebeinen und unter den Plätzen haben sich labyrinth-artige Tunnelsysteme und Keller entwickelt. Sie wurden gebaut als die aufstrebende Handelsstadt im Mittelalter immer mehr Lager und Kühlräume brauchte. Man buddelte einfach die Keller tiefer unter die Marktplätze und verknüpfte sie schliesslich unterirdisch. Diese Besonderheit von Brno durfte ich mir nicht entgehen lassen und war ein Halt in der Stadt wirklich wert.

OST-EUROPA-MOTORRADTOUR #7: Der berühmte Marktplatz von Kromeriz

Der Rückfahrt von Polen nach Tschechien führt auf herrlicher Motorradstrecke durch die Böhmischen Schweiz. Immer weiter ziehen sich die Kurven bis ich kurz vor Kromeriz stehen bleibe. Ich bekam ein Übernachtungsangebot von Karel, der mich herzlichst bewirtete, Bier und Slibowitz ausschenkte und sehr besorgt um einen sicheren Platz meiner Honda war.

Am nächsten Morgen fand ich dann einen um so schöneren Parkplatz direkt auf dem UNESCO geschützten Marktplatz von Kromeriz. Ein leckeres Frühstück und kleiner Stadtrundgang folgten. Dabei begegnete ich Hare Krishna Anhänger, die singend und tanzend durch den Ort zogen. Sie hätten eine Farm, auf der sie leben und meditieren, erklärt mir ein Anhänger der Glaubensrichtung. Er lud mich herzlich ein, ihnen auf diese farm zu folgen. Doch mein weg führt mich weiter Richtung Süden nach Brno…

 

OST-EUROPA-MOTORRADTOUR #6: Wroclaw und seine Zwerge

Keine Frage: Wroclaw ist eine weitere sehenswerte Stadt, die sich wie Perlen auf meiner Motorradtour in Osten aneinanderreihen. Mögen viele dieser Städte auch eine ähnliche Vergangenheit haben, schon vor Jahrhunderten auch durch adelige Heirat und/oder Handel verknüpft gewesen sein, so birgt aber auch jede Stadt einige Besonderheiten, die sie auszeichnet. In Wroclaw, oder zu deutsch Breslau, sind es die witzigen Zwerge, die in der ganzen Innenstadt verstreut und versteckt sind. Unwillkürlich hält man Ausschau nach ihnen. So bekommt ein Stadtrundgang zusätzliche Würze.

OST-EUROPA-MOTORRADTOUR #5: Melnik und die gruselige Gruft

Mein Motorrad-/Reisekumpel erzählte mir beim Frühstück von der Knochengruft in Melnik, das nur etwa 40 Kilometer ausserhalb Prag liegt. Spontan entschlossen wir zusammen dorthin zu fahren. Melnik, ein kleiner, schmucker Ort, liegt auf einem Hügel. Von der Kirche aus kann man den Zusammenfluss von Moldau und Elbe unter dem Weinberg sehen. Unter der Kirche aber befindet sich die Gruft, in der tausende von Knochen und Schädel aufgeschichtet liegen. Ehrfürchtig traten wir in den modrigen Raum, staunten über die bleichen Wänden aus Menschenknochen. Eine dumpfe, drohende Musik erschallte aus versteckten Lautsprecher. Aus dem Off begann jemand die Geschichte der Kirche, des Ortes und den nahen Schlachtfelder zu erzählen, aus denen viele dieser Überreste stammten.

Wieder am Tageslicht erfreuten wir uns dem Grün der Umgebung und einem stärkendem Kaffee, bevor wir voneinander Abschied nahmen. Jeder in einer anderen Richtung fahrend, die Hoffnung mit sich tragend, sich einander wieder zu sehen bevor man in einer Gruft endet.

OST-EUROPA-MOTORRADTOUR #4: Prag, die Goldene Stadt

Prag, die goldene Stadt, wurde einst wegen den vergoldeten Kirchturmdächer so benannt. Diese Zeiten sind vergangen. Waren es Könige, Adlige und reiche Händler, die vor Jahrhunderte Gold und Ruhm in die Stadt brachten, sind es nun Massen von Touristen, die ihr Geld in die Stadt tragen. Trotz all dem Rummel; Prag ist noch immer ein Besuch wert, wie ich feststellen durfte.

Schon die Anfahrt von Süden, mit Zwischenstopp in Pilsen, hatte was erhabenes. Über einen Hügel rollend, erblickte ich die Stadt mit dutzenden Kirchtürmen unter mir. Eingebettet zwischen Hügeln, breitet sich die Stadt beidseitig der Moldau aus. Ich beeilte mich bei meiner Unterkunft einzuchecken, um die berühmte Karlsbrücke vor Sonnenuntergang zu erreichen. Goldenes Licht flutete über die Köpfe der Brückenbesucher. Mahnend dunkel hoben sich die religiöse Skulpturen vom rotflammenden Himmel ab. Die Burg im Hintergrund zog sich langsam in die Dunkelheit zurück.

Natürlich klapperte ich am Tag die Sehenswürdigkeiten ab. Rathaus-, Markt- und Kirchplätze, genau so wie Uferpromenade, Brücken oder Einkaufsstrassen. Ob zu Fuss, mit Tram oder Pferdekutsche, hinter jedem Ecken wartet eine neue Besonderheit Prags. Eine der Besonderheiten war ein alter Freund und Reisegenosse, der extra den langen Weg unter die Räder seiner Honda nahm, um mit mir einige Stunden in der altehrwürdigen Stadt zu verbringen. Wir schlenderten zu Schloss hoch, beobachteten amüsiert eine Wachablösung der Garde und drängten uns mit hunderten anderen Stadtbesucher durch das ‚goldene Gässchen‘. Und natürlich durfte Kaffepausen und Abendbiere mit endlosem Austausch von Reiseerlebnissen nicht fehlen.

Ost-Europa-Motorradtour #3: Wiedersehen in München

Für das Oktoberfest bin ich zu früh, dafür sehe ich alte Freunde wieder, was mir sowieso lieber ist. Zuvor habe ich Zeit durch die Stadt zu schlendern. Durch das Siegestor, an der Frauenkirche vorbei, auf den belebten Marienplatz bis zum Viktualienmarkt und Hofbräuhaus. Für ein Bier war’s aber zu früh. Kaffee geht immer. Zurück ging’s durch den Hofgarten in Englischen Garten, wo sich Massen von Sonnenhungrigen mit oder ohne Kleidung einfanden. Gerne wäre ich auch ins erfrischende Nass getaucht, doch das Treffen mit Freunden und ein Vietnamesisches Abendessen warteten.

Ost-Europa-Motorradtour #2: Via Innsbruck nach Salzburg

Endlich geht’s los. Gen Osten. Mir fällt ein wie lange ich nicht mehr in diese Richtung gefahren bin. Um so schöner nun auch nach langer Zeit wieder Freunde zu treffen. In Innsbruck der erste Stop mit sommerlichem Wetter. In Motorradkluft und mit schwerem Tankrucksack an der Schulter hängend, schiebe ich mich mit der Kamera durch die Menschenmasse. Durch’s Stadttor, um die Anna Säule herum, auf’s „Goldene Dächlein“ zu. Wie erholsam ist’s dann in einem schattigen Cafe zu sitzen und mit ner guten Freundin über alte Zeiten zu schwatzen.

Frischer Wind weht durch die Täler um Kitzbühel, bringt Erfrischung auch unter das geöffnete Helmvisier. Wenn nur nicht so viele Verkehrsteilnehmer die gleiche Route gewählt hätten. Trotzdem erreiche ich das malerische Salzburg, vorbei am opulenten  Schloss und ausladenden Gärten, über Brücken mit hoffnungsvollen Liebesschlösser behangen und am hoffnungslos lachenden Eulenspiegel vorbei.

Den passenden Austausch über Irrwege menschlichen Seins, die Satire des irdischen Lebens und die Notwendigkeit eines gesunden Zynismus, finde ich in der redegewandten Freundin, die zudem auch echt lecker kochen kann. So macht Reisen nicht nur Spass, sondern bereichert auch ungemein.

Ost-Europa-Motorradtour #1 : Schweiz-Fürstentum Liechtenstein

Schon seit geraumer Zeit spukt mir diese Idee im Kopf herum: Meine altgediente Honda Varadero wieder einmal richtig ausfahren. Hinüber von den wohl bekannten Pässe, runter von den langweiligen Autobahnrouten, hinaus in neue, unbekannten Gefilden. Doch zuerst musste sie die verkehrstechnische, amtliche Prüfung bestehen, bekam ein gründliches Check-up in der Werkstatt und neue Reifen für die Fahrt. Der erste Reisetag konnte somit auch als Prolog verstanden werden. Mit vollem Gepäck ging’s ins benachbarte Fürstentum Liechtenstein. Eine Weindegustation in der Hofkellerei blieb mir verwehrt. Dafür gönnte ich mir ein Cappuccino gleich unter dem Schloss des Fürsten und sinnierte über Franz Kafkas gleichnamiger Erzählung nach. Franz Kafka, das wäre nun die Überleitung zur tschechischen Hauptstadt Prag, doch die muss warten. Erst sind noch schweizerische Werte zu besichtigen, wie der Heidibrunnen, das Schloss Werdenstein oder die brandneue Tamina-Brücke. Doch morgen geht’s richtig los, in Osten…

Sister Therese

A friend wrote me a message, telling me about a German lady, who lives in Africa since decades as a nun and founded several dispensaries. If i’m passing by that area i should visit her, he suggested. And indeed, it seemed i’m pretty close there anyway.

On my way i got stopped by the traffic police. Once more. While the officer check my papers he wanted to know where i’m heading to. I told him the story of the old lady, doing so many good things for local people. I admire to meet her and maybe making some photos of the place she founded, i explained. As the officer has seen my camera he wanted me to do a portrait shot of himself. I did. With a smile on both of us he let me go.

Just ask for ‚Sister Therese‘ when you reach the town, my friend advised me. And indeed, even the people on the street didn’t recognized the name of the dispensary, they reacted promptly on the name of the nun. But Sister Therese doesn’t live here anymore. The new chairman of the small hospital organized a nice chap who’s guiding me to the new founded dispensary of Sister Therese. It was about an hour drive or so. Maurice asked me to stop in a village to introduce me with the chief, who owns a shop. It’s all interesting and so much to learn about, but also time consuming. Finally we reached the dispensary and i met Sister Therese in person. After a brief tour trough the building and nearby garden, she told me her story by a soup and tea. Since she was a young girl she wanted go somewhere far. As a young nun she went to Southern Africa, studied to become a nurse and stayed many years in Zimbabwe. Many stories about trouble and terrible times, in Southern and later in Eastern Africa, but also about never ending hope and times of happiness. Her eyes are always smiling even when she’s telling dark stories. A truly strong woman, which i’d like to spend more time with, but it got late and time to leave for me. Despite the short time with her, it let a deep impression on my way out of the bush.