Langes Wochenende in Krakau

Als ich spontan nach Krakau buchte wusste ich nicht mehr von der Stadt, ausser dass sie in Polen liegt und eine bewegte Vergangenheit hat. Es war bereits dunkel als ich einige Abende später mitten in Krakau vergewissern wollte, dass das folgende Tram auch zu meinem Hostel führt. Die vielen jungen Menschen fielen mir auf. Englisch oder gar Deutsch sollte kein Problem sein, um sich hier zurecht zu finden, dachte ich. Entweder war es das nass-kalte Wetter oder die kühle, städtische Arroganz, die meine Fragen abprallen liessen. Ich fand meinen Weg auch alleine und verschob die Freude auf interessante Gespräche auf später. Im vollen Tram ratterte ich durch die Innenstadt. Durch die beschlagene Scheibe nahm ich einen ersten verschwommenen Blick auf die uralten Häuserzeilen der Stadt. Einige Stunden später traf ich eine gute Freundin, in einer urigen Kellerbar. Sie erklärt mir wie Krakau im Weltkrieg vom Bombenregen verschont blieb und dadurch ihren natürlichen, altertümlichen Charakter bewahrte.
Das Wetter blieb regnerisch, trüb und kalt. Anstatt ausgedehnte Spaziergänge durch das mittelalterliche Krakau, führte mich die Freundin in Café’s, die Treffpunkte der Einheimischen und Studenten bildeten. Dazwischen ein Stück Spaziergang durch die Altstadt, über grosse und kleine Plätze, durch den Park, der die Innenstadt umgürtet oder in eine der zahlreichen Kirchen. Geduldig erzählt sie mir die Geschichte der Stadt und erklärt die lokaltypischen Speisen.
Einen halben Tag bin ich noch alleine unterwegs. Mit meiner Nikon in der kalten Hand ziehe durch die leeren Gassen des ehemalige Judenviertel. Hebräisch beschriebene Häuser weisen auf alte Schulen hin, Synagogen beherbergen Fotoausstellungen gegen das vergessen und Friedhöfe bewahren Erinnerungen unter Grabplatten. Kurz vor meiner Abreise drückt sich die Sonne durch die graue Wolkenmacht. Sie vermag noch nicht richtig zu wärmen, zeichnet aber bereits ein freundliches Lächeln auf die Gesichter, die sich ihr zuwenden.

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