Das Mahnmal und Museum Auschwitz – Birkenau

Ein kalter Wind lässt mich den Schal enger binden und den Reissverschluss meiner Hightech-Outdoorjacke bis zum Kinn hochziehen. Ich stehe vor der Umzäunung des ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz. Hinter dem Stacheldraht sind Backsteingebäude sichtbar, nur einen Steinwurf vom polnischen Ort Oswiecim entfernt. Bald schon werde ich mit einer Gruppe reingelassen. Erinnerungsfotos unterm berühmten Eingangstor mit den Buchstaben „Arbeit macht frei“ werden geschossen, während die Tour-Führerin durch das Areal schreitet und uns in ein Gebäude leitet. Mit emphatischer Stimme werden nackte Zahlen und schreckliche Geschichten erzählt. Neben sich selbst erklärenden Bilder werden Gegenstände gezeigt, die aus der Nazi-Zeit hinüber gerettet wurden, um hier ein Mahnmal zu setzen. Eine Urne mit Asche von Vergasten, einen Haufen mit leeren Giftgas-Dosen, eine Galerie mit ernsten Gesichter von Todgeweihten. Meist schweigend ziehen Museumsbesucher an den Schaufenster vorbei, hinter denen die abgenommenen Habseligkeiten der Inhaftierten gestapelt wurden; Koffern mit vollen Namen und Adresse beschriftet, Bürsten und Kämme, Wasserkrüge und Geschirr, Schuhe und Kleider.
Das Konzentrations- und Vergasungslager Birkenau liegt nur wenige Kilometer weiter, ausserhalb des Ortes. Auf sumpfigen Gelände wurden Barackenbauten errichtet, in denen zu Hunderten Inhaftierte dahinvegetierten. Zuggeleise enden neben dem Lager, wo Neuankömmlinge auch gleich sortiert wurden. Wer kräftig und jung war, wurde für Arbeitseinsätze aussortiert. Der grosse Rest aber, marschierte stracks zu Vergasungsanlagen, in denen bis zu 6000 Menschen pro Mal einem fürchterlichen Erstickungstod erlagen. Noch immer gedenken Menschen dieser dunklen Zeiten des Hasses und Terrors, in dem sie hier Rosen niederlegen.
Am 27. Januar 1945 wurden die verbliebenen Häftlinge in den Lagern von Auschwitz-Birkenau von sowjetischen Truppen befreit. Nun 70 Jahre nach dieser Befreiung, so denke ich, haben wir Menschen noch immer nicht gelernt, einander ungeachtet unserer Herkunft, Hautfarbe und Religion zu respektieren.

Ein Gedanke zu “Das Mahnmal und Museum Auschwitz – Birkenau

  1. Lieber Rene, Deine Worte berühren mich. Genau solche Gedanken hatte ich in den letzten Tagen. Es scheint wirklich so, dass das Raubtier Mensch zunehmend die sog. Zivilisation abstreift und in ein barbarischen Zeitalter zurücksinkt. Es ist einfach, grosszügig zu sein, wenn man selber alles hat. Sobald es wieder enger wird, werden sämtliche Werte vergessen. Ich wünsche mir Frieden, habe jedoch wenig Hoffnung, dass er bald kommt! Ruth aus Dakar

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