Die Strassen von Trinidad

Schelmisch guckt die Kleine durch das vergitterte Fenster auf mein Frühstück. Als ich die Kamera zücke schwingt sie reflexartig ihre Hüfte zur Seite und lächelt noch breiter. Es scheint ein gutes Omen für den Tag auf Trinidad’s Pflastersteinen zu sein. Das muss aber erst noch warten. Der scheue Junge auf dem Pferdekarren bringt vor Angst keinen Ton von sich. In der Bibliothek durchdringt beschämt das Klicken meiner Kamera durch die klosterhafte Stille. Der Drechsler zeigt mir grinsend durch das Kreischen seiner Maschinen, dass er taubstumm ist und deshalb meine Fragen nicht beantworten kann. Diego mit Down-Syndrom versucht gestenreich mich Blödmann auf irgendwas aufmerksam zu machen, was ich aber nicht kapiere. Und die fächelnde Schülerin hat nur einen verächtlich gelangweilten Blick für mich übrig. Wer kann’s ihr bei der Mittagshitze verübeln. Ricardo ist da schon etwas redseliger. Zwei seiner sechs bis sieben Zigarren täglich hat er immer griffbereit, wartet geduldig auf vorbeiziehende Touristen, die ihm Abwechslung und etwas Geld bringen. Mit ähnlicher Geduld musiziert die Band auf dem nächsten Platz, bringt die flirrende Luft zum Tanzen.
Angelica stolziert verspielt mit ihrem Sonnen-Regenschirm, während ihr Spielgefährte Maicol versucht sich einen gefundenen Riesenschuh überzuziehen. Von der Hitze fliehend, vorbei am Schweinekopf des Metzgers, findet sich ein kühler Innenhof, überwachsen mit Farnen, Efeu und Mangobäume. Erst gegen Abend macht man sich wieder auf um den Salsklängen auf den Plätzen zu lauschen oder -noch besser- gleich ausserhalb der Stadt in die Höhlen-Disco durch die Nacht tanzen.

 

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s