Der Stadtteil Tivoli in Santiago de Cuba gilt als lebhaft. Da muss ich hin. Am frühen Abend sind die Strassen voll spielenden Kinder, schwatzenden Jugendlichen und Erwachsene, die ruhig die Szene beobachten. Einige verkaufen Früchte und Gemüse aus ihrem Garten, andere spielen Schach oder Domino. Ein 93-jähriger demonstriert unter den Augen der Nachbarn, dass er trotz Hüftprobleme noch kräftige Arme hat, die er auch noch täglich trainiert. Noch schlimmer ist Fidel dran, der beide Beine verlor. Er nutzt die öffentliche Fitnessanlage zur Kräftigung der Arme. Behände hievt er sich zurück in seinen Rollstuhl und zeigt mir stolz seinen aufgereckten Daumen. Andere Probleme wälzen grad die zwei jungen Frauen, die sich in ihrem kleinen Beauty-Salon für das geeignete Design für ihre Nägel finden wollen. Alle diese Szenen lasse ich auf mich einwirken, halte hier mal für einen Schwatz oder trinke dort mal einen schnellen Kaffee. Die Nacht legt sich tiefblau über die Stadt. Unterm lauen Gelblicht der Strassenlaternen sammeln sich die Dominospieler wie Motten bis der nächste Stromunterbruch sie nach Hause zwingt.