OST-EUROPA-MOTORRADTOUR #23: Kiev; Monumente, Stahlruinen und Graffiti

Als ich frühmorgens aus dem Nachtzug stieg war der Himmel so trübe und grau wie mein verschlafenes Gesicht. Das wird noch besser, log die Wettervorhersage. Aber darüber machte ich mir vor dem ersten Kaffee noch keine Gedanken. In weiser Voraussicht buchte ich ein Bett in Bahnhofsnähe, wo ich zumindest ein Teil meines Gepäck schon mal unterstellen konnte. Ich erkundigte mich bei der Rezeption nach einem Cafe für’s Frühstück. Da gäbe es ganz viel, erwiderte die verschlafene Rezeptionistin, mit erstauntem Gesicht. Ich bin das erste Mal in Kiev und wäre dankbar wenn sie mir nur schon eines empfehlen könnte, hakte ich nach. Wiederum erntete ich einen erstaunten Blick, gefolgt von den Worten, sie kenne keines. Aha! Dann schaute sie aber pflichtbewusst in Computer und empfahl mir die Pizzeria. Die geht aber erst in gut zwei Stunden auf.

Meinem Gespür folgend endete ich einem grossem Restaurant im sowjetischem Retro-Stil. Neben der Einrichtung schienen auch die Kellner aus der kommunistischen Zeit hinüber gerettet zu sein. Nur widerwillig und ohne Blickkontakt legte einer eine Bestellkarte hin. Die hatte es aber in sich. Einem Hochglanz-Magazin gleich, wurden die Gerichte in Fotos dargestellt und mit Preisen versehen. Das erleichtert den Bestellvorgang in fremder Sprache doch wesentlich, dachte ich. Dass das bestellte Omelette dem Foto kaum ähnelte, konnte ich da noch nicht wissen.

Gestärkt ging’s erst Richtung Maidan-Platz, der eine traurige Bekanntheit durch die Aufstände 2013/14 bekam. Davon ist im heutigen Kiev nichts mehr zu spüren, und auch über den Konflikt, der weiterhin im Osten schwelgt, ja sogar brennt, mag man hier nicht so recht reden. Über was die Fernsehteams auf dem Platz berichten, blieb mir ebenso verschleiert, wie der Bekanntheitsgrad der gefilmten Personen. Ich nahm nur erstaunt wahr, wie ein Ambulanzfahrzeug mit Sirene und Blaulicht daher rauschte und vor dem TV-Team stoppte. Die stiegen dann seelenruhig in die ihnen geöffnete Tür.

Die Sophienkathedrale ist UNESCO-Weltkuturerbe und schon deswegen einen Pflichtbesuch schuldig. Ich erfahre, dass die Erbauer, die grosse Hagia Sophia in Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, zum Vorbild nahmen. Schon mal um einen direkten Vergleich vornehmen zu können, wollte ich ins Innere der Sophienkathedrale blicken. Tatsächlich lassen sich einige architektonische Gemeinsamkeiten erkenne, wie die hohe Kuppeln auf Säulen getragen, die doppelstöckigen Seitenschiffe und Fresken und Mosaiken von Heiligen etc.

Weitere Spaziergänge durch die Stadt, entlang alten Fabrikarealen mit rostigen Pipelines, durch Flohmärkte mit sowjetischen Relikten und zu Wohngegenden mit riesigen, kunstvollen Graffiti, gaben mir ein kleiner Überblick über die Innenstadt.

 

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